Johann Georg Platzer

Johann Georg Platzer, im Atelier des Bildhauers, Kunsthandel Mühlbauer

Johann Georg Platzer

IM ATELIER DES MALERS

Johann Georg Platzer (St. Michael / Eppan 1704 – 1761)

Gegenstück zu « Im Atelier des Malers »

Öl / Kupfer
35,5 × 54,9 cm

Johann Georg Platzer war ein Vertreter des Wiener Rokokos und der bedeutendste Feinmaler im 18. Jahrhundert. Sein Gefühl und seine Virtuosität, Bilder zu einem „Feuerwerk“ aus Formen und Farben zu verdichten, erbrachte ihm den Beinamen „österreichischer Goltzius“.

Im Jahre 1721 begibt sich Johann Georg Platzer nach Wien, wo er auf seinen Malerkollegen Franz Christoph Janneck trifft. Die beiden Künstler gelten als Gründer des Wiener Rokoko in der österreichischen Malerei.

Durch die Perfektion in der Ausführung, die schillernden und leuchtenden Farben, die eleganten Personen und die Raffinesse in der Komposition erinnern seine Werke an den Prager Manierismus.

Dabei überhäuft er seine Bilder mit Figuren und Dekorationen, die das Auge nicht zur Ruhe kommen und ständig Neues entdecken lassen. Winzige Details und Gemälde im Gemälde führen zu immer weiteren Andeutungen und Sinnzusammenhängen.

Als Feinmaler bevorzugte er Kupferplatten, damit auch seine allerfeinsten Pinselstriche nicht durch die Struktur eines Holz- oder Leinwanduntergrundes beeinträchtigt wurden und als Garant für einen ewig exzellenten Erhaltungszustand dienten. Durch eine ganz spezielle Behandlung des Bildträgers Kupfer erzielte er somit ein Kolorit, dass durch subtile Nuancierung eine emailartige Oberfläche ergibt.

Platzer schuf gerne Bilderserien (4 Elemente, 5 Sinne, etc.) und Gegenstücke, die oft zur Ausstattung von Kabinetten gedacht waren.

So auch unsere beiden Gemälde:

Im Gemälde „Atelier des Malers“

Eine Szene in der Werkstatt des Künstlers, bietet uns vieles zu entdecken und zeigt uns alle Elemente eines Ateliers genauso wie alle Etappen der Erschaffung eines Gemäldes.

Die Zeichnung ist die erste Stufe, ebenso der Unterricht: man findet diesen rechts hinten im Atelier, wo die Lehrlinge unter den wachsamen Augen des Meisters das lebende Modell zeichnen. Im Vordergrund befindet sich ein Geselle, welcher Farbpigmente zerreibt. Ein junger Lehrling auf der linken Bildhälfte mischt dem Maler die Pigmente für den Künstler, wohl den Maler Johann Georg Platzer selbst, an der Staffelei.

Auch die letzte und bedeutende Stufe für den Künstler, der Verkauf, wird durch einen älteren, vornehmen Herrn, wohl einem Gönner des Künstlers, angesprochen.

Der Maler, der eine schöne Frau in einer erotischen Darstellung auf die Leinwand bringt, vertieft in seine Arbeit. Das schöne Modell danebenstehend, durch deren Hände bzw. die Haltung des Malers verdeckt, könnte sie jedoch durchaus mit nacktem Oberkörper Modell sitzen. Der Helfer, welcher die Farben anrührt hat vor Aufregung grinsend ganz rote Bäckchen. Hier kam er den Liebhabern von offenkundiger und versteckter Erotik entgegen – heiterer Lebensgenuss wird hier verfeinert und bis zum Rausch gesteigert.

Meist ist es die antike Mythologie, die dazu herhalten muss, erotische Inhalte salonfähig zu machen und die Sinne zu reizen. So zeigt das Gemälde, an welchem der Künstler arbeitet, die Legende von Apelles und Campaspe, worin sich der Maler in sein Modell verliebte und daraufhin das Gemälde von dem Auftraggeber, Alexander dem Großen, als Geschenk erhalten hat.

Diese großzügige Geste hofiert ganz offensichtlich den Künstler, der alleinig Schönheit zu würdigen weiß. Wie sehr würde es Sinn machen, dass gerade Platzer diese Geschichte in diesem Selbstbildnis auf sich bezog.

Eine gar illustre Gesellschaft, ein älterer Mann, vielleicht ein „Gönner“, der ganz fasziniert den Maler bei seiner Arbeit beobachtet, eine schöne Mandolinen- oder Lautenspielerin, ein Flötist usw. wohnen dieser „Sitzung“ bei. Ein weiteres Paar versunken in die Lektüre eines Buches. An den Wänden hängend große und kleine Gemälde sowie am Boden achtlos „dahin gestreut“ Skizzenblätter. Daneben ein sehr großer Globus, der als Symbol von Eroberungslust an die Kurzlebigkeit menschlicher Machtgefüge erinnert.

Im Hintergrund beschäftigen sich einige Personen mit dem Reiben von Pigmenten bzw. Schüler mit Zeichnen.

Unser Gemälde könnte auch als die Darstellung der 5 Sinne interpretiert werden: das Gehör wird durch die „Mandolinenspielerin“ bzw. dem Gemälde links mittig dargestellt; der Geruchssinn durch das ovale Blumengemälde rechts oben; daneben befindet sich noch das „Mahl der Silene und der Bauern“, das den Geschmackssinn darstellen könnte; der Tastsinn wird durch das Zermalmen der Pigmente dargestellt und schließlich das Sehen durch den Überfluss der Elemente, die in dem Gemälde selbst präsentiert werden.

Im Gemälde „Atelier des Bildhauers“

Die „übervolle“ Bildhauerwerkstatt verweist über die versammelten Objekte – zumeist Kopien antiker Werke – auf die Welt der „Artificialia“. Jedoch verweist die Öffnung in den Garten auf die Welt der „Naturalia“, in der sich Sklupturen und Vasen bereits in die Natur einfügen.

Der Bildhauer mit Kappe und Arbeitsschurz, Meißel und Schlögel folgt aufmerksam den Worten des „hohen Besuchs“, einer Dame mit einem Modell einer Skulptur und einem Zeigestock in der Hand.

Gemälde von Johann Georg Platzer sind in folgenden Museen zu besichtigen:

  • Joanneum Graz
  • Ferdinandeum Innsbruck
  • Belvedere Wien, Kunsthistorisches Museum Wien
  • Sankt Petersburger Eremitage
  • Louvre, Paris
  • Metropolitan Museum of Art, New York
  • Alte Pinakothek München
  • Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
  • Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
  • Mährisches Landesmuseum Brünn

Die Residenzgalerie in Salzburg veranstaltete 1996 ein barockes Fest Reich mir die Hand, mein Leben mit Bildern von Johann Georg Platzer und Franz Christoph Janneck.

2007 fand im Schloss Eggenberg eine Sonderausstellung mit Meisterwerken des Künstlers aus bekannten Museen statt.

2008 Ausstellung „Delikatesse der Malerei: Meisterwerke von Johann Georg Platzer“, in der Alten Galerie am Landesmuseum Joanneum. Die Themen beider Gemälde „Das Atelier des Malers“ und „Atelier des Bildhauers“ wurden von Platzer mehrfach behandelt, da sie sich eigneten, hier alle Register seiner virtuosen Kunst zu ziehen.

Eine Variation beider Themen befindet sich in den fürstlichen Sammlungen des Prinzen von Liechtenstein in Nr. GE 2142 / 2143 sowie ehemals in der Stumpf-Kollektion in Berlin, versteigert im Mai 1918 (Rudolf Lepke), Nummer 33 und 34.

Literatur
  • Constantin von Wurzbach: Platzer: Johann Georg. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich.
    22. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 410 f.
  • G. Agath: „Johann Georg Platzer, ein Gesellschaftsmaler des Wiener Barocks“, Belvedere, 8. Jahrgang, 1929, Vol. 1, S. 79-83
  • Michel Krapf: „Johann Georg Platzer – der Farbenzauberer des Barocks“, Wien 2013