Pultschreibkommode

Johann Friedrich und Heinrich Wilhelm Spindler, Pultschreibkommode, Kunsthandel Mühlbauer

Pultschreibkommode

Pultschreibkommode

Johann Friedrich und Heinrich Wilhelm Spindler

Berlin / Potsdam, um 1764 / 68
Nuss-, Rosen-, Amaranth- und Ahornholz, zum Teil gefärbt und graviert. Vergoldete Bronzebeschläge.

109 × 119,5 × 57 cm

Provenienz

Sammlung Schlieker, Hamburg.
Auktion Weinmüller, München, 18. März 1964.
Sammlung Fischer-Böhler, München.

Literatur

Kreisel / Himmelheber: Band II,  Abb. 727.
Lydia-Lida Dewiel: „Europäische Möbel aus acht Jahrhunderten“, Abb. 133.

 

Zwei Familien begründen den internationalen Rang des deutschen Rokoko auf dem Gebiet der Möbelkunst – Abraham und David Roentgen, Neuwied, sowie die Gebrüder Spindler, Bayreuth / Potsdam.

In Bayreuth war der Vater Johann Spindler als Hofbauschreiner tätig. Von seinen sieben Söhnen war der zweitälteste Sohn Jacob Spindler Hofschreiner, er leitete den Bau des  Schlosses „Fantaisie“ in Donndorf bei Bayreuth.

Sein Sohn Johann Friedrich Spindler leitete die Ebenistenwerkstatt in der auch schon Heinrich Wilhelm, sein zwölf Jahre jüngerer Bruder mitarbeitete. Nach dem Tod der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, der Lieblingsschwester Friedrich II., wurden in Bayreuth hervorragende Künstler frei, die Friedrich der Große für seinen Schlossbau nach Potsdam berief, u. a. die Gebrüder Spindler.

Während Roentgen eine Manufaktur führte, die rund 300 Mitarbeiter unterhielt und seine in Serie gefertigten Luxusmöbel an alle Höfe Europas verkaufte, arbeiteten die Gebrüder Spindler in Potsdam – fast ausschließlich und mit Sicherheit auch nur mit einem oder zwei Gesellen für den Hof Friedrichs des Großen. Die erste bisher bekannte Rechnung für Arbeiten im „Neuen Palais“ ist datiert vom 11. August 1766 für einen Schreibtisch und von beiden Spindlern quittiert.

Die Schreibkommode belegt exemplarisch den Höhepunkt des naturalistischen Rokoko unter Friedrich dem Großen. Eine Kommode im Neuen Palais in Potsdam ist mit denselben Beschlägen und Handhaben verziert. Spindler-Möbel aus der Berliner Zeit zählen zu dem Rarsten und sind so gut wie nicht mehr existent.